Hufe
Für Pferde sind die gesunde Hufe absolut lebensnotwendig, da sie die meiste Zeit ihres Lebens fluchtbereit und in Bewegung sind. Die Hufe müssen das gesamte Gewicht des Pferdes tragen und beim Reiten kommt noch das Gewicht des Reiters hinzu. Zudem müssen die Hufe Frost und Hitze aushalten, unempfindlich gegen matschigen und steinigen Boden sein, aus vollem Lauf stoppen können und die Galoppsprünge abfedern. In Reiterkreisen heißt es deshalb: „Ohne Huf kein Pferd.“
Beim Huf handelt es sich um die vorherige mittlere Zehe des mehrzehigen Urpferdes der Voreiszeit. Bei den heute lebenden Pferden hat sich diese mittlere Zehe zu einer einzigen von einem Hornschuh eingefassten Laufzehe an jeder Gliedmaße stark weiterentwickelt. Die schwachen Überreste der äußeren Laufzehen, die ehemals gleichrangig waren, haben sich während der Entwicklung des Pferdes zum Lauftier zurückgebildet (zwei Griffelbeine an der Rückseite des Röhrbeins).
Im Ablauf der Gangmechanik erfüllen die Vordergliedmaßen eine überwiegend stützende und abrollende Funktion. Die Hintergliedmaßen üben dagegen mehr eine abdrückende und schuberzeugende Wirkung aus. Dieses wird in unterschiedlicher Hufform an den jeweiligen Gliedmaßen deutlich: Die Vorderhufe sind von der Lauffläche her gesehen rund und die Hinterhufe weisen eine längsovale Form auf.
Das Skelett des Hufes besteht aus Hufbein mit Strahlbein und Kronbein, welches im Krongelenk an das Fesselgelenk angeschlossen ist. An beiden Seiten des Hufbeins dehnen sich die Hufbeinknorpel in den Ballen aus. Die äußerst empfindliche Huflederhaut, die von Blutgefäßen und Nerven durchzogen ist, bildet den Übergang vom Hufbein zur Hufsohle. Die Huflederhaut ist wie das Strahlbein, auf dessen Außenseite die Tiefe Beugesehne verläuft, meist sehr anfällig für Huferkrankungen.
Damit der Huf gleichmäßig auf Tragrand, Ballen und Strahl aufsetzt, sollte die Hufsohle sowohl im Zehenbereich als auch im hinteren Trachtenbereich deutlich aufgewölbt sein. Der doppelschenklige, keilförmige Strahl des Hufes muss über eine kräftige und markante Ausprägung verfügen, weil er gemeinsam mit den Hufknorpeln für die Elastizität des Hornschuhs verantwortlich ist.
Der Huf setzt sich also aus Huf-Wand, Huflederhaut, Sohle und Strahl zusammen, die von der Hornkapsel umschlossen werden. In seinem Inneren liegen Knochen, Sehnen, Bänder, Nerven und Blutgefäße. Nach außen wirkt der Huf unbeweglich und starr. Die Kombination aus weichem und festem Horn, der federnde Strahl und die Schrägstellung der Huf-Wände sorgen jedoch dafür, dass sich die Hornkapsel bei Belastung sehr leicht spreizt. Der Strahl federt dabei wie ein Pufferkissen und bewirkt so eine gute Durchblutung der Huflederhaut – eine wichtige Voraussetzung für das Hornwachstum. Das Wachstum des Horns erfolgt vom Kronsaum her nach unten.
Bei jeder Bewegung des Pferdes pumpt der Huf außerdem Blut aus den Gliedmaßen zurück zum Herzen und unterstützt so den Blutkreislauf. Eine Störung dieses Mechanismus kann bei Pferden, die viel in der Box stehen und wenig Bewegung haben, auftreten. In diesem Fall kommt es zu Stauungen und dicken Beinen.
Meist wird die Hufform von der angeborenen Fesselwinklung des Pferdes bestimmt. Bei einem regelmäßig ausgebildeten Huf verläuft die Achse Fessel bis Huf durchweg gerade und steht in einem Winkel von circa 45 Grad zum Röhrbein. An den Hinterfesseln zeigt sich die Achse etwas steiler. Bei einem spitzgewinkelten Huf ist der Winkel größer als 45 Gradm die Fessel des Pferdes steht schräger und ist länger, der Huf ist flacher, was jedoch nicht fehlerhaft sein muss. Beim stumpfgewinkelten Huf ist der Winkel kleiner als 45 Grad, die Fessel steht steiler und ist meist kürzer, der Huf ist dabei meist enger und höher in der Form, was fehlerhaft sein kann. Weist die Achse Fessel bis Huf einen Knick auf, eignet sich das Pferd nicht für das Reiten, da es zu einer übermäßigen Beanspruchung der Beugesehnen kommt. Man spricht in diesem Fall von Bärentatzigkeit.
Bei ideal gestellten Hufen bildet der Huf von vorne und von der Seite betrachtet eine ungebrochene Verlängerung der Linie des Fesselbeins bis zum Boden. Das Horn des Hufes sollte gleichmäßig von oben nach unten gewachsen und es sollten keine Querspalten oder Längsspalten sichtbar sein. Wenn deutliche Rillen vorliegen ist dieses ein Hinweis auf Störungen des Stoffwechsels, Krankheiten oder eine plötzlich Umstellung des Futters.
Eine fehlerhafte Stellung der Hufe kann nicht nur angeboren sein, sondern auch durch falschen Beschlag/Beschnitt oder Erkrankungen begründet sein. In diesem Fall müssen die Hufe fachmännisch korrigiert werden.
Ein weiteres Sprichwort besagt: „Ein Pferd ist so viel Wert wie seine Hufe.“ Aus diesem Grund sollten die Hufe hinsichtlich ihres Zustandes aufmerksam beobachtet und ausreichend gepflegt werden. Seit das Pferd im Dienst des Menschen steht, sind durch die andersartige und stärkere Beanspruchung der Hufe (im Vergleich zu den Wildpferden) schützende und korrigierende Maßnahmen (Stichworte: Hufbeschnitt und Hufbeschlag) an den Hufen erforderlich geworden. Wenn ein Huf ungleich gewachsen und abgenutzt ist, kommt es zu einer Veränderung der Winklung der Gelenke und kann deren Verschleiß zur Folge haben. Aus diesem Grund sollten die Hufe des Pferdes etwa alle sechs bis acht Wochen durch einen Fachmann zur Vorbeugung entsprechend korrigiert werden.