Strongyliden / Blutwurm / Palisadenwürmer

Die Strongyliden sind eine große Familie von Würmern, der die wichtigsten Eingeweideparasiten angehören, von denen Pferde betroffen sein können. Generell kann man bei den Strongyliden nach kleinen und großen Strongyliden unterscheiden.

Große Strongyliden

Innerhalb der großen Strongyliden gibt es drei Typen. Der gefährlichste und häufigste ist der Blutwurm. Der Strongylus edentatus tritt wesentlich weniger häufig auf und durchläuft auch nur einen einfachen Lebenszyklus, der dem Pferd nur geringfügig schadet. Der dritte Familienvertreter ist der Strongylus euinus. Dieser kommt hierzulande jedoch nur ganz selten beim Pferd vor.

  • Blutwurm

    Der Lebenszyklus des Blutwurms beträgt sieben Monate. Der Kreislauf nimmt seinen Anfang im Pferdedickdarm, wo das Wurmweibchen seine Eier ablegt, die dann mit den Ausscheidungen des Pferdes auf die Weide gelangen. Die Larven des Blutwurms schlüpfen und erreichen in einem Zeitraum von ein bis zwei Wochen die Ansteckungsfähigkeit. Das Pferd nimmt die ansteckungsfähigen Larven beim Weiden auf, wodurch sie in den Verdauungstrakt des Tieres gelangen. Im Verdauungstrakt bohren sich die Larven durch die Darmwand und treten eine Wanderung entlang der Dickdarm-Hauptschlagadern an. Eingebohrt in die Gefäßwände verharren die Larven drei bis vier Monate, bevor sie ihre Wanderung zum Dickdarm des Pferdes fortsetzen. Dort angekommen, graben sie sich in die Dickdarmwand und verbringen noch einmal weitere sechs Wochen in einem schlafartigen Zustand. Im Anschluss an diesen Schlafzustand haben die Larven das erwachsene Wurmstadium erreicht. Sie ernähren sich nun von den Darmwänden, wobei sie große Areale der Schleimhaut und der dazugehörigen Blutgefäße zerstören.

  • Strongylus edentatus

    Die Wanderung, die Strongylus edentatus durch den Pferdekörper antritt, ist ausgedehnter, aber weniger schädlich als die Wanderung des Blutwurms. Die Larven von Strongylus edentatus bewegen sich vom Darm in die Pferdeleber, wo sie für einige Zeit ihre Entwicklung fortsetzen. Im Anschluss daran, wandern die Larven weiter bis zur Auskleidung der Bauchhöhle, um schließlich den Dickdarm zu erreichen, wo sich die vollkommene Ausreifung vollzieht. Durch die Wanderung der Larven kommt es zu Verstopfungen der Arterien, was dazu führt, dass bestimmte Bereiche nicht mehr ausreichend durchblutet werden und Gewebe abstirbt. Durch diese Schädigungen können Krampfkoliken beim Pferd entstehen. Wenn die Larven die Leber des Pferdes durchwandern, kann es zu Schädigungen an diesem Organ kommen. Ein Befall mit Larven von Strongylus edentatus geht immer mit einem schnellen Gewichtsverlust, Niedergeschlagenheit und Fieber einher. Der Befall mit erwachsenen Würmern ist minimal harmloser. Bei einem jungen Pferd können die erwachsenen Würmer des Strongylus edentatus jedoch in großer Anzahl zu einer chronischen Blutarmut führen. Zudem gerät der Flüssigkeitshaushalt eines befallenen Pferdes durch die Schäden an den Darmwänden aus dem Gleichgewicht und es kommt zu Durchfall.

Pferde sollten während der Weidesaison in regelmäßigen Abständen entwurmt werden. Wie viel Zeit zwischen einer Wurmkur und der nächsten Wurmkur liegen sollte, hängt von der Art und Wirksamkeit des verwendeten Wurmmittels ab.

Kleine Strongyliden

Im Dickdarm des Pferdes befindet sich eine große Anzahl der kleinen Strongyliden, die auch als Palisadenwürmer bezeichnet werden. Lange Zeit bestand die Annahme, dass die kleinen Strongyliden relativ harmlos seien. Mittlerweile ist jedoch bekannt, dass die kleinen Strongyliden unter bestimmten Voraussetzungen ernsthafte Erkrankungen des Pferdes auslösen können. Das ganze Jahr über, legen die erwachsenen Würmer Eier, die im Kot des Pferdes schlüpfen. Ist das Wetter feuchtwarm machen sich die Larven auf eine Wanderung in nahe gelegenes Blattwerk, wo sie binnen einer Woche die Ansteckungsfähigkeit erreichen. Bei trockenem, kaltem Wetter benötigt dieser Entwicklungsprozess mehr Zeit. Durch die verzögerte Entwicklung soll sichergestellt werden, dass die maximale Anzahl ansteckungsfähiger Larven existent ist, wenn die Überlebensbedingungen günstig sind.

Die Larven der kleinen Strongyliden graben sich in die Wand des Pferdedickdarms ein, wo sie einige Monate überdauern und ihre Entwicklung fortsetzen. Sie häuten sich und reifen nach und nach zu erwachsenen Würmern heran. Die kleinen Strongyliden richten im Larvenstadium den größten Schaden an. Larven, die noch nicht geschlüpft sind, schädigen die Dickdarmdrüsen und schränken die Beweglichkeit des Dickdarms ein. Ein Beweglichkeitsmangel des Pferdedickdarms kann die Basis für eine Kolik darstellen.

Die noch nicht geschlüpften Larven der kleinen Strongyliden verlassen unter besonderen Bedingungen die Darmwände im Frühling in großer Anzahl, was eine starke Reaktion zur Folge hat. Wenn der angerichtete Schaden ausreichend groß ist, ist das Auftreten einer Erkrankung namens larvale Cyathostomiasis das Resultat.

Symptomatisch für die larvale Cyathostomiasis ist akuter Durchfall, der mit rapidem Gewichtsverlust einhergeht. Das von dieser Erkrankung betroffene Pferd zeigt sich allgemein sehr niedergeschlagen, hat Fieber und leidet an Appetitverlust. Wenn die larvale Cyathostomiasis nicht sofort und wirksam behandelt wird, sind die Aussichten für das Pferd schlecht. Von besonderer Wichtigkeit ist der Ausgleich der Flüssigkeitsverluste. Der Tierarzt wird das Pferd zudem in der Regel mit einem Entwurmungsmittel, das die Larven abtötet, behandeln.

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