Englisches Vollblut
Farbe:
beinahe alle, wenig Schimmel, kaum Rappen
Herkunft:
ursprünglich England, heute in ca. 85 Ländern der Welt
Einsatz:
Rennpferd (Strecken von 1000-3000m), Sportpferd (Vielseitigkeit, Springsport), Reitpferd
Stockmaß:
ca. 1,58m bis 1,68m
Anatomie:
Das Englische Vollblut ist ein äußerst elegantes Pferd mit einem sehr trockenen, leichten Kopf mit gerader Nasenlinie. Die Nüstern sind groß, damit sie viel Luft aufnehmen können. Die Ohren des Englischen Vollbluts sind fein geschnitten und die Augen groß. Das Englische Vollblut hat ein sehr leichtes Genick und einen langen, schlanken Hals, der über eine gute Muskulatur verfügt und mäßig hoch an der flachen Schulter ansetzt. Sein Widerrist ist äußerst ausgeprägt und erstreckt sich weit in den Rücken, der kurz und gerade ist. Das Englische Vollblut hat entweder eine flache oder schräge, lange Kruppe mit einem hochangesetzten Schweif. Die Brust des Englischen Vollbluts ist breit und tief und bietet der Lunge viel Raum. Seine Rippen sind rund und schützen ein Herz von bemerkenswerter Stärke. Der Bauch des Englischen Vollbluts zeigt sich zu den Flanken aufgezogen. Die langen, trockenen, sehr schlanken Gliedmaßen weisen Gelenke von mäßiger Größe und extrem lange Röhrbeine auf. Die langen, schrägen Fesseln sind niemals weich. Das Englische Vollblut hat qualitativ mittelmäßige Hufe. Sein Deckhaar ist sehr fein und dünn, das Langhaar häufig kurz und schütter. Beim Englischen Vollblut sind die oberflächlichen Blutgefäße auffällig deutlich zu sehen – besonders am Kopf und an den Gliedmaßen. In der Größe gibt es beim Englischen Vollblüter große Unterschiede.
Englisches Vollblut – Geschichte und Wissenswertes
Die Vorbereitungen für die Zucht eines britischen Rennpferdes hohen Blutes begannen im 17. Jahrhundert. Henry VIII. begründete damals in Hampton Court ein königliches Gestüt. Seine Tochter Elisabeth I. rief in Staffordshire ein weiteres königliches Gestüt ins Leben. Für die Zucht importierten die Monarchen Araber und Pferde aus Spanien, die mit einheimischen Rennpferderassen eingekreuzt wurden.
Im frühen 18. Jahrhundert begann die systematische Zucht des Englischen Vollbluts mit lückenloser Abstammungsregistrierung. Zu dieser Zeit wurden die drei Stammhengste der Englischen Vollblutzucht nach Großbritannien importiert. Dabei handelte es sich um den Berberhengst „Godolphin Arabian“ und die beiden Araberhengste „Darley Arabian“ und „Byerley Turk“. Bis in die heutige Zeit hinein, kann jedes Englische Vollblut auf einen dieser drei Hengste zurückgeführt werden.
Das Englische Vollblut machte sich wegen seiner extremen Ausdauer und beeindruckenden Schnelligkeit schnell weltweit einen Namen und fand zahlreiche Liebhaber. In fast allen Ländern der Erde, wo das Englische Vollblut bei Galopprennen zum Einsatz kam, wurde es in der Zucht zur Veredlung heimischer Pferderassen verwendet. Die Rasse hat sich neben Großbritannien besonders in den USA und Australien verbreitet, ist jedoch auch in vielen Ländern des Nahen Ostens und in Indien vermehrt zu finden.
Das hervorstechendste Talent des Englischen Vollbluts liegt ganz eindeutig im Galopprennsport. Dazu werden die Pferde bereits mit etwa anderthalb Jahren antrainiert und beeindrucken im Alter von zwei Jahren mit beeindruckenden Geschwindigkeiten bei speziellen Zweijährigen-Rennen.
Ein guter Galopper kann leicht auf eine Lebensgewinnsumme von mehreren Hundertausend Euro kommen und nebenbei durch Deckgebühren (überwiegend künstliche Befruchtung) ebenfalls viel Geld einbringen. Aus diesem Grund werden vielversprechende Pferde mitunter für mehrere Millionen Euro gehandelt.
Englische Vollblüter kommen nicht nur bei Flachrennen zum Einsatz, sondern finden auch bei sogenannten Steeplechases Verwendung – das sind Pferderennen mit festen Graben- oder Buschhindernissen. Darüberhinaus kann das Englische Vollblut auch für das Springreiten oder den Jagdsport eingesetzt werden oder bei entsprechender Ausbildung Erfolge im Dressurreiten erzielen.
Ein Englisches Vollblut besitzt viel Temperament und Ausdauer. Es ist hochsensibel, nicht immer einfach im Umgang und zeigt sich manchmal äußerst ängstlich und schreckhaft, vor allem, wenn es bereits für den Rennsport trainiert wurde. Bekommt das Englische Vollblut jedoch optimale Haltungsbedingungen mit genügend Möglichkeit zur Bewegung und wird sensibel und geduldig ausgebildet, hat man einen intelligenten und menschenbezogenen Gefährten an seiner Seite. Das Englische Vollblut kann nach einer ausreichenden Eingewöhnungsphase durchaus im Offenstall gehalten werden – trotz des dünnen Deckhaars.