Pferde haben keinen Schmerzlaut
Schmerzlaute sind biologisch äußerst wichtig
Jeder, der schon einmal einem Hund aus Versehen auf die Pfote getreten ist, kennt das herzergreifende Jaulen, das Hunde in diesen Momenten lautstark vortragen. Gleiches gilt für das versehentliche Treten auf den Schwanz einer Katze. Das betroffene Tier wird elendig aufjammern und fauchen. Kleine Ferkel geben ebenfalls markerschütternde Schmerzschreie von sich, wenn sie verletzt werden. Auch wir Menschen tragen unsere Schmerzen durch Lautäußerungen nach außen.
Die natürlichen Schmerzlaute erfüllen den Zweck, der Umwelt das Überschreiten einer Grenze deutlich und unmissverständlich mitzuteilen. Das Gros der Lebewesen ist von Natur aus mit einer genetisch verankerten Tötungshemmung ausgestattet. Durch die Schmerzlaute soll unter anderem diese Tötungshemmung bei einem vermeintlichen Angreifer angesprochen und ausgelöst werden.
Hungrige Raubtiere können ihre natürliche Tötungshemmschwelle sehr leicht überwinden. „Normale“ Menschen lassen jedoch in der Regel direkt vom Tier / anderen Menschen ab, wenn sie mit Schmerzlauten konfrontiert werden. Ausnahmen bilden hier Menschen, die einer Schlachtung nachgehen.
Was wäre, wenn Pferde Schmerzen lautstark äußern könnten?
Viele Pferdemenschen – unter anderem Fred Rai – sind der Überzeugung, dass auf Pferdesportveranstaltungen und Turnieren die Schreie der Pferde alle anderen Geräusche überwiegen würden, wenn die Pferde über Schmerzlaute verfügen würden.
Das harte Reiterhände, scharfe Gebisse, Schläge mit der Gerte und geradezu folternde Einsätze der Sporen bei vielen Pferden zwangsläufig Schmerzen verursachen, dürfte klar sein. Nur leider kann das Pferd im wahrsten Sinne des Wortes nichts dazu sagen. Es muss vielmehr stumm erdulden und ertragen, was immer der Mensch ihm auch zumutet.
Mit dem Bewusstsein, dass Pferde nun einmal (leider) keine Schmerzlaute von sich geben können, sollten wir uns mit den Tieren befassen und immer wieder kritisch hinterfragen, ob wir das Richtige tun. Wir müssen für die Pferde erkennen, was weh tun könnte und schon beim leisesten Verdacht freiwillig auf derartiges verzichten.