Wie Pferde hören
Das Gehör des Pferdes ist bei weitem besser ausgeprägt als das menschliche. Pferde hören Geräusche wesentlich früher als wir. Dabei beschränkt sich das Hören beim Pferd nicht allein auf die Ohren, sondern findet mit dem ganzen Körper statt. Schwingungen des Erdbodens werden beispielsweise über die Nerven der Hufe erfasst und zum Gehirn geleitet. Der Hör-Sinn des Pferdes ist unentwegt aktiv. – Das Pferd nimmt deshalb selbst beim Fressen oder Dösen Geräusche direkt wahr. Auf diese Weise ist das Pferd immer auf der Hut und vor bösen Überraschungen zuverlässig geschützt.
Das Pferd hat sehr bewegliche Ohren, die es fast in alle Richtungen (um 180 Grad) drehen kann. Die Ohren sind mit vielen Muskeln – insgesamt 16 – ausgestattet und können so unabhängig voneinander bewegt werden, was dem Pferd ein sehr genaues Hören ermöglicht. Es dreht die Ohrmuscheln immer in die Richtung aus der das Geräusch kommt – dabei ist es egal, ob das Geräusch vor, neben oder hinter dem Pferd ist. Wenn das Geräusch sehr interessant oder beunruhigend ist, dreht das Pferd seinen Kopf oder sogar seinen ganzen Körper in die entsprechende Richtung. Man spricht in diesem Zusammenhang auch vom so genannten Pryer Reflex. Das Pferd erhält dadurch eine bessere Hörschärfe und wir bekommen Hinweise, worauf das Pferd gerade hört.
Legt das Pferd seine Ohren ganz flach an, kann es so seine Ohren auch verschließen.
Die Ohrmuschel fängt beim Hören die Schallwellen auf. Diese Schallwellen werden im Mittelohr verstärkt und in das innere Ohr weitergeleitet. Im Inneren Ohren sitzen die Hörzellen, die die empfangenen Informationen über den Hörnerv ans Gehirn senden.
Pferde sind in der Lage, die Richtung aus der ein Geräusch kommt genau zu lokalisieren. Dazu dreht das Pferd jedes Ohr so hin und her, dass so viele Tonschwingungen wie möglich empfangen werden. Diese Schwingungen untersucht das Pferd aufmerksam und beurteilt dabei genau, wie unterschiedlich das Geräusch in jedes Ohr dringt und wie groß der zeitliche Unterschied ist, mit dem die Töne in die Ohren gelangen.
Vergleicht man den Hörsinn bzw. das Hörvermögen des Menschen mit dem des Pferdes, schneidet das Pferd etwas besser ab. Pferde sind in der Lage Töne mit einer Frequenz von 25kHz oder höher wahrzunehmen, was beinahe eine ganze Oktave höher ist, als wir wahrnehmen können. Der Frequenzbereich, den Pferde und Menschen am besten wahrnehmen können, liegt aber deutlich niedriger. Er befindet sich bei etwa 2kHz bzw. 4kHz. Im Bereich dieser Mittelfrequenzen kann das Pferd auch sehr schwache Unterschiede in Lautstärke und Klang wahrnehmen. Bei Pferden lässt das Hörvermögen ebenso wie bei uns Menschen mit zunehmendem Alter nach.
Obwohl Pferde über ein sehr sensibles Gehör verfügen, reagieren sie nicht auf alle Geräusche aus ihrer Umwelt. Im Pferdegehirn findet eine Art Filterungsprozess statt, der dafür sorgt, dass das Pferd nur auf „bedeutungsvolle“ Geräusche reagiert. Auf welche Geräusche das Pferd reagiert, steht in Abhängigkeit von verschiedenen Faktoren. Dazu gehören Erfahrung, biologische Relevanz und Motivation. So zeigen Pferde eine instinktive Reaktion auf Lautäußerungen von Artgenossen.
Im Bezug auf Geräusche verfügen Pferde aber über ein Erinnerungsvermögen, so sind sie beispielsweise in der Lage ihren Besitzer am Gang seiner Schritte zu identifizieren. Daneben können Sie Wörter aus unserer Sprache unterscheiden, was uns den Umgang mit ihnen erheblich vereinfacht. Die meisten Pferde kennen Kommandos wie „Steh!“, „Schritt“, „Trab“ und „Galopp“ und hören auch auf ihren Namen.
Auf alles, was die Wahrnehmung und Ortung von Geräuschen erschwert, können Pferde nervös reagieren oder scheuen. Dazu gehört beispielsweise Wind.
Die Pferdeohren sind oben auf dem Kopf der Tiere sehr gut sichtbar, weshalb sie nicht nur zum Hören dienen, sondern auch als wichtige Signalgeber, die Gefühle und Absichten zum Ausdruck bringen, gebraucht werden.