Verhaltensstörungen oder Untugenden beim Pferd
Daneben werden oft auch Holznagen oder wiederholtes gegen Boxenwände schlagen als Verhaltensstörung des Pferdes angesehen.
Umgangssprachlich werden Verhaltensstörungen des Pferdes auch als Untugenden bezeichnet, da der Mensch das Verhalten des Pferdes als fehlerhaft oder bösartig ansieht. Ursächlich für derartiges Verhalten bei Pferden sind meist Instinkte oder Bedürfnisse, denen das Pferd nicht nachgehen kann. Auch mangelhafte Haltungsbedingungen oder ein falscher Umgang mit dem Pferd können Verhaltensstörungen auslösen.
Stalluntugenden des Pferdes resultieren aus Bewegungsmangel, Kontaktarmut, Langeweile und seelischer Vereinsamung, wenn das Herdentier Pferd in „Einzelhaft“ in einer geschlossenen, oft dunklen Box gehalten wird. Das Pferd reagiert mit wahllosem Benagen von Gegenständen, es koppt, es webt oder es verhält sich teilnahmslos oder ungebärdig.
Wenn Pferde zu dicht oder eng mit Pferden zusammenstehen müssen, die ihnen „unsympathisch“ sind, häufig geneckt, oft grundlos mit Leckerbissen gefüttert werden oder roh beim Reiten oder Beschlagen behandelt werden, so kann dieses Auslöser für ein aggressives Verhalten des Pferdes sein.
Widersetzt sich das Pferd unter dem Reiter, so resultiert dieses Verhalten häufig aus einer unpassenden Sattlung oder Zäumung, aus einer Leistungsüberforderung, aus grober oder falscher Hilfengebung (Schmerzen in Rücken und Maul) oder aus körperlichen Schwächen des Tieres. Widersetzen äußert sich beispielsweise in Bocken/Buckeln, Steigen oder Pullen.
Beim Kleben handelt es sich um keine „Untugend“ im eigentlichen Sinne. Es entspricht der Natur des Pferdes, das es ein hohes Kontaktbedürfnis zu Artgenossen hat.
Scheuen und Durchgehen in Panik sind auf das angeborene Fluchtverhalten des Pferdes zurückzuführen, das für ein Überleben in der Wildnis notwendig war.
Bevor die charakterliche Veranlagung des Pferdes für die Untugend bzw. Verhaltensstörung verantwortlich gemacht wird, sind die Ursachen immer zuerst beim Menschen bzw. in der Behandlung des Menschen, in den Haltungsbedingungen und im Gesundheitszustandes des Pferdes zu suchen.
Bei wild lebenden Pferden treten Verhaltensstörungen wie Weben oder Koppen überhaupt nicht auf.