Amerikanische Reitweise

Das Westernreiten wird teilweise auch als amerikanische Reitweise bezeichnet. Entstanden ist die amerikanische Reitweise zunächst in Mexiko. Mit der Kolonisation in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts brachten die Spanier auch Pferde und Rinder mit in das Land, die es dort bis dahin nicht gegeben hatte. Es fand eine Förderung der Viehzucht in großem Stil statt und Fachleute aus Spanien bildeten die Eingeborenen als Viehhirten aus. Diese Viehhirten wurden als Vaqueros bezeichnet. Sie sind Vorläufer der Cowboys Nordamerikas und der südamerikanischen Gauchos. Mit der Zeit entwickelten die Vaqueros aus dem spanischen Reitstil, den man ihnen beigebracht hatte, eine eigene Reitweise, die sich vollkommen zweckbedingt an den Anforderungen für den Viehtrieb orientierte. Zusätzlich nahmen sie auch notwendige Änderungen an Sattel und Zaumzeug vor, die arabisch-spanischer Herkunft waren.

Die von den Vaqueros entwickelte Reitweise zielte auf eine möglichst schonende Behandlung des Pferdes hinsichtlich Gesundheit und Kraft des Tieres ab, weil das Wohlergehen des Reiters eng mit dem seines Pferdes verbunden sein konnte. Die amerikanische Reitweise ist auch heutzutage noch eine reine Gebrauchsreiterei, die in Nordamerika und Südamerika professionell Anwendung findet.

Vor allem die Sorgfalt, mit der echte Cowboys die Individualität ihrer Pferde berücksichtigen, ist bemerkenswert. Dabei geht es um alles, von der Sattlung und Zäumung über Erziehung bis hin zum Reitstil. Wahre Cowboys probieren geduldig verschiedenste Zäumungen aus, bis eine ermittelt ist, mit der sich das Pferd am besten fühlt.

Auffällig bei der amerikanischen Reitweise sind der leichte Sitz, der angewandt wird, um das Pferd zu schonen und die fortwährend lose Zügelführung. Bei Pferden, die so geritten werden, sieht man nicht die im Europäischen Reitstil geforderte Versammlung, sondern zwanglose Losgelassenheit und Gleichgewicht, wobei die Pferde trotzdem auf feinste Hilfengebung reagieren.

Die amerikanische Methode des Reitens weist grundlegende Unterschiede zur europäischen Methode auf. In der klassischen Reiterei (Europäischer Reitstil) wird das Pferd anhand der Einwirkung von Gewicht und Kreuz, durch die Gabe von Schenkelhilfen und Zügelhilfen stets gefordert. Das Nachlassen der Hilfen stellt dabei eine Form der Belohnung für das Tier dar. In der amerikanischen Reitweise findet die Einwirkung auf das Pferd überwiegend durch Gewichtshilfen statt. Alle weiteren reiterlichen Hilfen bestehen eher aus angedeuteten Signalen, die über den Nervenreflex die erwünschte Reaktion auslösen. Es gibt kein gezieltes Bestreben einer Beizäumung. Damit die amerikanische Reitweise so zwanglos eingesetzt werden kann, wie gewünscht, ist die einfühlsame, verhaltensgerechte und folgerichtige Erziehung des Pferdes das Nonplusultra. In der Ausbildung des Pferdes nimmt die derartige Erziehung deshalb einen großen Teil ein.